Robotron PC 1715

Der PC 1715 mit einem Spiel (das einzige, das ich zu DDR-Zeiten auf einem "PC" kannte). Zum Spielen war er eigentlich nicht gedacht, eher für Büroaufgaben. Es gab aber auch ganz andere Anwendungsgebiete. In der Uni Klinik in Greifswald wurde der PC1715 z.B. zur elektromagnetischen Schrittmacher-Programmierung benutzt.

Prozessor: U880 (Z80). Betriebssystem: ein SCP (CP/M), lauffähig waren alle gängigen SCP-Programme (TP, REDABAS, Multicalc, Supercalc, Basic), gespeichert wurde auf die beiden 5 1/4 Zoll Laufwerke (maximal konnten 4 Laufwerke angeschlossen werden), eine Festplatte gab es nicht, Schnittstellen: in der Regel V24 (über Zusatzkarte auch IFSS), RAM: 64 k, Grafik: alphanumerisch, monochrom. Dieser Computer ist von 1986.

Im Büro bot sich der Anschluss einer elektronischen Schreibmaschine an, die gegebenenfalls schon vorhanden war. Vorteil: sehr gutes Schriftbild durch das Typenrad, Nachteil: keine Grafikfähigkeit. Hier ist das Modell Robotron Erika 6006 zu sehen, für die Maschine habe ich ein batteriegepuffertes Speicher-Modul (schwarz, links eingesteckt) und ein V24 Modul (im Vordergrund), mit welchem sie sich an den PC1715 über den Druckerport (V24) anschließen lässt. Passende Treiber sind im TP vorhanden. Die Maschine wird dann wie ein Drucker online geschaltet und sorgt durch ein Carbonband für ein sehr gutes Schriftbild.

Die Anwendung des PC 1715 in der Betriebspoliklinik Buna

    Foto: Dr. Sladeczek 1987 an dem für die Datenerfassung eingerichteten PC-Arbeitsplatz mit PC1715 und einem Drucker Epson LX-86.

Über die Anwendung von Bürocomputern berichtet Herr Dr. Sladeczek, der damals Oberarzt der betriebsärztlichen Abteilung der Betriebspoliklinik Buna war:

1985 begannen wir mit ersten Überlegungen zum Einsatz der EDV in der Betriebspoliklinik. Es folgten Weiterbildungen, umfangreiche Vorbesprechungen und eine Machbarkeitsanalyse. Ein Investitionsantrag mit Rentabilitätsnachweis wurde bei der Leitung des Kombinates VEB Chemische Werke Buna eingereicht. Der erste PC 1715 wurde 1986 bewilligt und zur Verfügung gestellt. 1987 wurden als Neuerer-Projekt die passenden ergonomischen Möbel vom Betrieb selbst gebaut (z.b. mit tiefer gesetzter, herausziehbarer Tastatur, Konzepthalter, arbeitsplatzbezogene Beleuchtung). Im selben Jahr kam ein weiterer PC1715 dazu. 1989 konnten die Daten mittels Modem zum Kreisarzt fernübertragen werden. Die EDV-Abteilung des Buna-Werkes stellte die Experten für spezielle Programmierungsleistungen.
1990 erfolgte die Umrüstung auf moderne 16-bit Technik mit Robotron A7150, die noch bis 1992 benutzt wurde. Die Betriebspoliklinik Buna wurde Ende 1990 abgewickelt.

Die Anwendung der EDV umfasste z.B. die Erstellung von Berichten für die Arbeitshygiene Inspektion (heute: Gewerbeaufsicht). Es wurden zahlreiche medizinische Daten gesammelt (z.B. Blutdruck, Laborwerte, Ergebnisse des Biomonitorings, Arbeitsunfähigkeitszahlen) und daraus Statistiken erstellt. Später kam die Verwaltung der Vorsorgeuntersuchungen dazu.

Typisch war die Bemühung um Auslastung der wertvollen EDV Ressoucen: So stand der erste Rechner ausdrücklich abteilungsübergreifend auch anderen festgelegten Personen zur Verfügung, in diesem Fall den Mitarbeitern des Kreisarztes. Genaue Buchführung über Disketten, Datenaustausch und die Zugangsbeschränkung sicherte dabei neben der effizienten Nutzung auch die Datensicherheit.


Wer den PC1715 auch heute noch in Aktion sehen will:

Hier ein Video, in dem ich zwei zeitgenössische Spiele in Zeichengrafik mal wieder anteste (lang ist's her...):


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